Samstag, 9. März 2013

8.3.2013 - Hatschtag Nr. 3: Moshe Arbel - Kafarnaum


Heute gibt's weniger zu schreiben, weil die Wanderung durch die Berge
einfach nur schön war, ohne dass viel Action passiert wäre. Es war
eine wunderschöne Wanderung auf die Spitze des Berges Arbel, an dessen
Fuß sich Wohnhöhlen aus Zeit Jesu befinden und sogar eine Felsenburg
aus der Kreuzritterzeit.

Es hat sportliche 25 Grad! Meist Sonne!





Die Distanzen sind hier alle recht zivil, im Gegensatz zum Camino de
Santiago, wo etliche Tagesdistanzen um die 40 km betragen. Auf dem INT
sind die Etappen - sicher auch aufgrund des heißeren Klimas und des
fordernden Wüstengeländes - nur ca 20 km lang.

Bis jetzt hab ich auf dem Jesus Trail keinen einzigen Pilger getroffen
- halt! Während ich dies schreibe, kommen mir 5 liebe Opas mit
Daypacks entgegen. Buspilger.
Meine Einschätzung zum Thema Buspilger findet sich ausführlich auf
meinem Blog aus dem Jahr 2006 von der spanischen Via de la Plata nach
Santiago de Compostela:

Siehe http://via-de-la-plata-2006.blogspot.com/




Ich bin grad ca. 100-200 m unter dem Meer!  [Oliver : nein, davon gibt's hier kein Foto ;-) ]

Der INT ("Shvil Israel") ist zwar polulär, aber dennoch trifft man auf
ihm angeblich kaum Hatscher.

Ich bin grad in der Nähe des Ortes der wundersamen Brotvermehrung. Und
ich denk mir schon: Wieso fühlt sich mein verflixter Rucksack so
schwer an? Waren das die 2 Zimtschnecken, die ich beim Bäcker in Cana
eingepackt hatte??

Beschämendes Erlebnis für einen müden Fußpilger: Das von Deutschen
betriebene "Pilgerhaus" (es heißt auch genau so, auf Deutsch) - ist
nix anderes als ein Luxushotel mit Bettenpreisen in der
Einstiegsklasse von € 150.

Auch bei den Benediktinern des Klosters von der Brotvermehrung spüre
ich eine gewisse Ungastlichkeit gegenüber meinem Couleurbesuch. Nein,
Pilger werden nicht aufgenommen.



Der Shabbat bricht an. Jetzt bleibt das Leben und alle Busse und
Sheruts (Sammeltaxis) stehen. Das heißt, ich bin am See Genesareth
gestrandet und komme heute nicht mehr viel weiter.

Ein netter Taxifahrer, Yosef, fährt mich zurück nach Migdal (=
Magdala), wo ich heut schonmal vorbeigehatscht bin.




Meine Unterkunft bekomme ich im Gästezimmer bei der Familie von einer
netten Dame in Migdal, dem berühmten Magdala, aus dem die gleichnamige
Ex-Sünderin und spätere Heilige stammt.

Der 1. Teil meiner Pilgerei, der 60 km lange Jesus Trail von Nazareth
nach Kafarnaum, ist geschafft.

Heute abend bis morgen nachmittag ist Sabbat, da muss ich wohl oder
übel einen Tag Sightseeing einlegen, danach ist der Israel National
Trail (INT) dran, nach Jerusalem.



Ich hab folgendes Planungsproblem:

Ich würde gern auf dem INT nach Jerusalem pilgern. Weiß nur noch
nicht, auf welcher Route ich gehen soll, von Norden (spricht: gleich
von hier aus) oder von Süden durch den Nordrand des Negev (wäre mein
Favorit). Ich hab alles in allem bis 25.3. (Abflug von Tel Aviv) Zeit.
Falls ich doch von Süden aus nach Jerusalem loshatsche und jeden Tag
ca 20 km hatsche, wo müßte ich dann loshatschen, damit ich ca am
22./23.3. In Jerusalem ankomme? Idealerweise sollte der Ausgangspunkt
ein Ort sein, der auch mit Bussen angefahren wird. Schwierig...

Das erste, was jeder männliche Israeli reflexhaft hervorstößt, wenn
ich seine Frage beantworte, wo ich herkomme, ist: "Aaahh - Bayern
Munchen! Good, good!" Das funktioniert immer und schafft mir
unverdiente Sympathien, obwohl ich nichtmal weiß, wie ein Fußball
ausschaut und echt alles andere als ein Fan bin.




Abends gehe ich noch runter zur Hauptstraße, um bei einem Stand neben
der Straße etwas Eßbares zu ergattern. Der Jefe macht mir 2
Chicken-Schnitzel-Pitas, die meinen Hunger erfolgreich bekämpfen. Ich
bewundere die stolze Sammlung der angebotenen hochwertigen Wodkas, die
in diesem Miniladen in dem kleinen Kaff angeboten werden. Man spürt,
dass hier viele Israelis mit Sowjet-Hintergrund wohnen. Leider kann
ich in meinem "Ultralight"-Rucksack kein Souvenir-Flascherl mit nach
München nehmen.

Als ich zurück in mein nächtliches Gästezimmer komme, stürmt mir am
Boden vor der Tür eine ca. mausgroße Kakerlake entgegen. Ein Kick -
und ab in den Garten!







Ich bleibe bis um 1:00 früh auf, weil ich meine Aufzeichnungen fürs
Tagebuch fertig machen möchte und morgen später aufstehen kann, weil
ich erst um 8:45 in der Früh vom netten Taxifahrer Yosef abgeholt
werde, um zurück nach Kafarnaum zu fahren. Ein Hahn in der
unmittelbaren Nachbarschaft kräht entsprechend einer anderen Zeitzone:
Er kräht mitten in der Nacht als müßte er das ganze Dorf aufwecken.
Von beschaulicher Sabbatharmonie bemerke ich wenig. Meine nette
Gastfamilie veranstaltet ordentlich Party.





Mein Pilgerfreund Oliver (genannt Commander) lädt übrigens jeden Tag
fleißig meine Pilgerberichte mit Fotos ins Internet hoch. Ihr könnt
also jeden Tag live verfolgen, wie's mir grad geht, und zwar hier:

http://pilgern-in-israel-2013.blogspot.de/?m=1

Danke, Commander!

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